Oldtimer sind in der Hervester Werkstatt Krauel und Kock gern gesehene Patienten. Überliefertes Wissen der Mechanikerkunst wird gepflegt.

Seidenweich läuft der Sechszylinder in dem wunderschönen Roadster aus Sindelfingen. Kenner nennen ihn Pagode, für die Fachwelt ist er längst eine Ikone des Automobilbaus und der Beweis, dass Sportwagen nicht eng wie Stützstrumpf sein müssen. Klaus Kock, KFZ-Meister und einer der beiden Inhaber der Hervester Werkstatt Krauel und Kock wischt sich an einem Lappen die Finger ab und tätschelt noch einmal den Luftfilter. „Jetzt schnurrt er wieder wie ein Kätzchen", sagt der Experte lachend und wendet sich dem bulligen Triumph TR 6 zu. „Der englische Patient. Da müssen die Vergaser synchronisiert werden", sagt der Meister. Meister Kock lebt regelrecht auf, wenn er nicht den Testcomputer der Fa. Bosch – Krauel und Kock sind auch anerkannter Bosch-Dienst - anhängen muss, sondern wenn er die Schieblehre, den kleinen Schraubendreher und die etwas antik wirkende Prüflampe aus Messing in die Hand nimmt und sich dem vor Kraft strotzenden Briten-Roadster nähert.

„Das ist noch Schrauben pur. Da ist der Prüfcomputer das feine Ohr und eine ruhige Hand gefordert, wenn man die dicken SU-Vergaser dazu bewegen will, den Sprit synchron zu schlucken, damit die Sechszylinder ohne rucken
und zucken den mit Speichenrädern verschönerten Boliden ordentlich beschleunigen. Eigentlich ist es erst gestern
gewesen, als so zu arbeiten der Alltag einen Automechanikers war. Ventile einstellen, Trommelbremsen belegen und entlüften: Das alles ist Schnee von gestern. Der Mechatroniker von heute schraubt auch noch, aber der Computer gibt ihm den entscheidenden Hinweis.
Klaus Kock und Alexander Krauel sind mit den modernen Praktiken bestens vertraut, aber auch der „Old-Style“ ist ihnen nicht abhanden gekommen. „Die Kunden wissen das. Wir reparieren halt noch, deshalb sieht es manchen Tagen bei uns aus, wie in einer Oldtimerausstellung und wer die Arbeitsbühnen sieht, der denkt, er wäre in den 70er Jahren gelandet“, sagt Klaus Kock. Er macht kein Hehl daraus, dass er manchmal den alten Zeiten etwas
nachtrauert. Die Autos hatten Charakter, man kannte seine Patienten und wusste genau wo die Schwachstellen waren“, so Kock. Aber die guten alten Zeiten mit ihren Autos, die längst begehrte Oldtimer sind, leben an der Wienbecke bei den „ Oldie- Doktoren“ Klaus Kock und Alexander Krauel weiter.

Let the good times roll.

(Presse Veröffentlichungen. Mit freundlicher genehmigung von Jo Gernoth)